Sächsischer Museumsbund e.V. |
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Sonderseiten zum Hochwasser |
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Montag, 12.08.02 Ganztägig wolkenbruchartige Regenfälle. Nachmittags rauschende Sturzfluten vom Erdgeschoss in den Keller. Feuerwehr-Einsatz. Das bodytravel-Schiff liegt wegen Hochwasser der Elbe in Riesa vor Anker und kann nicht nach Dresden weiterfahren. Für die ausgefallene Eröffnung wird für Dienstag Abend ersatzweise eine Abendveranstaltung im Marta-Fraenkel-Saal geplant. Am Nachmittag Entscheidung: Räumung der gesamten im Haus vorhandenen Sammlungsbestände aus den Kellerräumen in den Marta-Fraenkel-Saal im Kopfbau Süd. Teile der Ausstattung des Serverraumes konnten durch den Einsatz von Mitarbeitern und Freiwilligen gerettet werden. Der neue Transformatorenraum läuft zu. Zwei Anrufe beim Energieversorger bleiben ohne Ergebnis. Gegen 18.15 Uhr Zusammenbruch der Stromversorgung wegen der Zerstörung der neuen Trafostation durch Wassereinbruch. Telefonausfall. Totalausfall der Energieversorgung, Aufzug blockiert. Die Evakuierung des Sammlungsdepots läuft in Dunkelheit und bei steigendem Wasserstand weiter. Beleuchtung notdürftig durch Taschenlampen. Nur ein Treppenhaus steht für händischen Transport zur Verfügung. Vier große Pumpenschläuche behindern Zugänglichkeit. Teilweise wiegen die Gipsformen bis zu 150 kg. Nach Mitternacht (vorläufige) Sicherung fast aller Bestände im Marta-Fraenkel-Saal, darunter auch die Gläserne Frau von 1936. Dienstag, 13.08.02 Die Wassermassen aus dem Kaitzbach überfluten den Museumsgarten und die Rasenflächen im weiten Umkreis des Museums. Das Wasser steht ca. 40 cm hoch auf den Straßen vor dem Hauptgebäude. Im Kopfbau Nord sind die Keller einschließlich des Museumsdepots 2 und des Traforaums bis zur Decke geflutet. Im Kopfbau Süd wird zunächst versucht, das Wasser aus den Kellern herauszupumpen. Das Wasser steigt jedoch innerhalb einer halben Stunde um 50 cm. Die verbliebenen Mitarbeiter beginnen abermals, Teile der Sammlung aus dem Marta-Fraenkel-Saal in die obere Etage zu räumen, darunter die gesamte Technik aus den Seminarräumen, die Kisten der vorläufig eingelagerten Senatsbibliothek und die Kita-Sammlung. Eines der Hauptexponate, die Gläserne Frau, kann ebenfalls vor dem Wasser gerettet werden. Auch das Katalogdepot des Museumsshops wurde ausgeräumt und in Sicherheit gebracht. Am späten Nachmittag bringen Lastwagen 1.000 Sandsäcke. Die Feuerwehr errichtet Sandsackbarrikaden. Mittwoch, 14.08.02 Donnerstag, 15.08.02 Alarmmeldung durch Feuerwehr, Polizei und Krisenstab im Rathaus Radebeul. Elbepegel kann die Bestände des Museums im Souterrain bedrohen. Beginn der Rettungsmaßnahmen in den Depots in Radebeul. Freitag, 16.08.02 Erneute Warnmeldungen für das Depot Radebeul. Information des SMWK: Bei steigendem Pegelstand (über 9 Meter am späten Vormittag, erwartet werden 9.40 Meter bis zum Abend) Sicherung des gesamten umfangreichen Sammlungsbestands im Depot in Radebeul bis 22 Uhr durch Mitarbeiter des Hauses. Dabei maßgebliche Unterstützung durch Soldaten der Bundeswehr (OSH) und Mitarbeiter des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Samstag/Sonntag 17.08.und 18.08 Montag, 19.08.02 Dienstag, 20.08.02 Deutsches Hygiene-Museum |
DIE WELT (29.8. Seite 28) |
Nach der Flut bleiben Probleme und Geschichten. Die einen
werden gelöst,
die anderen werden immer wieder erzählt und dann vergessen. Gegen
das Vergessen und zur Lösung der Probleme betreibt der
sächsische
Museumsbund eine Hilfsseite im Intenet, www.schlossbergmuseum.de/smb,
auf
der neben Spendenkonten und Museumsadressen auch Erlebnisberichte
abrufbar
sind. Etwa aus dem Stadtmuseum Pirna und dem Kreismuseum Grimma. Auch
wenn
man es angesichts der Schäden in zehn Prozent aller 23
sächsischen
Museen nicht gern sagt: Mit Gewinn, ja einem gewissen literarischen
Genuss
wird man den Bericht aus dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden lesen.
Ein
dringend zu empfehlender Text angesichts vieler allzu blumiger
Katastrophenschilderungen
und Scheinmeldungen, der die Dramatik der Situation in kurzen
Sätzen,
stakkatohafter Aneinanderreihung von Fakten, atemlos, faktenreich und
weitgehend
adjektivlos beschreibt. Ein Dokument der Katastrophe und ein Bericht,
der
sich in die Tradition von literarischen Katastrophenschilderungen
einfügen
ließe. Uta Baier |
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Wie die Museumsbestände vor, während und nach der Flut gerettet wurden |
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Grimma war die von der Erzgebirgsflut am schlimmsten betroffenen Stadt; sie liegt kurz nach dem Zusammenfluss der Freiberger und der Zwickauer Mulde - also der beiden Flüsse, die das gesamte Hochwasser aus dem mittleren Erzgebirge mit sich führten. Das Kreismuseum ist ein kleines altes Gebäude (die ehemalige Mädchenschule), exponiert direkt an der Mulde gelegen. Marita Pesenecker leitet dieses Museum seit 1992. Am Montag (12. August 2002) um 10 Uhr morgens erhält sie einen Anruf, der sie auf Dauerregen im Erzgebirge hinweist. Das passiert zwar über 100 Flusskilometer stromaufwärts, aber man empfiehlt ihr, vorsorglich den Museumskeller zu beräumen. Eine Hochwasserwarnung ‑ wie schon oft an den Mulde? Zur Orientierung wird die Flut von 1974 genannt. Damals war das Museum verschont geblieben; dennoch trifft Frau Pesenecker einige Vorkehrungen, sieht allerdings keine Notwendigkeit, das Erdgeschoss zu beräumen. Bevor sie nach Hause geht, beäugt sie noch einmal die durchaus nicht bedrohlich fließende Mulde. Zuhause sieht sie in den Fernsehnachrichten die Bilder von den Wassermassen in Österreich, Bayern und Sachsen, was ihre Unruhe verstärkt. Sie fährt also zurück ins Museum und nimmt vorsichtshalber Schlafsack und Matte mit. Gegen 23 Uhr beginnt die Museumsleiterin, die Dauerausstellungen im Erdgeschoss (zur Stadtgeschichte und zu Katharina von Bora) und die wertvolle Bibliothek zu bergen. Nach Mitternacht kommt ein Feuerwehrmann und wird deutlich: "Räumen Sie das Erdgeschoß leer! Das Wasser kommt!" Sie erinnert sich, dass 1954 bei der schlimmsten bisherigen Flut das Wasser im Museum ca. 1 m hoch stand. Also konzentriert sie sich darauf, die unteren Fachböden der Ausstellungsvitrinen und der Bibliotheksregale zu beräumen und die Exponate und Bücher ins Obergeschoss zu schaffen. Erhebliche Probleme bereiten die gotischen Skulpturen. Für diese wäre Spezialwerkzeug erforderlich, doch die Werkstatt im Souterrain steht längst unter Wasser. Frau Pesenecker versucht die Figuren durch Drehen und Herumprobieren aus der Sicherheits‑Befestigung zu lösen, was ihr bei einigen gelingt. Als sie bei den letzten Figuren aufgeben muss, bringt sie die beiden hilflosen Heiligen vorsorglich in die Waagrechte. Bei der Hochwasserkatastrophe 1954 hätte diese verzweifelte Maßnahme die Kunstwerke gerettet ‑ doch wer kann schon ahnen, dass der Wasserstand diesmal rund zwei Meter höher steigen würde. Mittlerweile ist es zu spät, um das Museum noch zu verlassen, denn die Außentüren sind wegen des Wasserdrucks nicht mehr zu öffnen und die Fenster sind fest vergittert. Für die Museumsleiterin war es ein Segen, dass sie nicht aus dem Gebäude herauskam, denn selbst wenn sie sich bis zu ihrem auf der Straße geparkten Auto hätte durchkämpfen können, hätte sie dort nur unbrauchbares Blech vorgefunden. Und auch als "Fußgängerin" hätte sie kein Chance mehr gehabt, wohlbehalten nach Hause zu kommen. Frau Pesenecker muss im Museum bleiben und nutzt die unfreiwillige Dienstzeit, um weiter Exponate zu bergen. Sie rettet alle demontierbaren und transportablen Museumsobjekte, und bei der Bibliothek gelingt es ihr, etwa 1000 Bände, also ca. 10 %, zu bergen - doch im Nachhinein macht sie sich Vorwürfe: Die unteren Regalböden sind zwar leer geräumt, aber die wertvollen Bände weiter oben verblieben vor Ort, weil ein Hochwasser, das sie gefährden könnte, die Vorstellungskraft überstieg. Insgesamt neun Stunden lang kämpft sie, im steigenden Wasser watend und mit dem Licht einer Taschenlampe. Sie arbeitet alleine ‑ doch hinterher ist sie erleichtert darüber, dass sie niemand anderen in diese große Gefahr gebracht hat. Als sie wieder einmal ‑ mittlerweile ist es Dienstag morgen und das Wasser reicht ihr bis zum Bauchnabel ‑ die Treppe herunterkommt und in den Ausstellungsraum hinein will, kann sie die verquollene Tür nicht mehr öffnen ‑ und ist heilfroh, sich auf der richtigen Seite dieser Tür zu befinden! Sie bringt sich im Obergeschoß in Sicherheit, während der Wasserspiegel stetig steigt, bis er wenige Zentimeter unter der Decke des Erdgeschosses stoppt. Am Dienstagnachmittag kommen die Hubschrauber, um die zahlreichen von den Fluten Eingeschlossen zu retten. Doch das Museum hat nur eine kleine Dachluke für den Schornsteinfeger, und die ist für so eine Rettungsaktion zu riskant. Also bleibt Frau Pesenecker im Museum, denn für Schlauchboote ist die Strömung direkt an der Mulde viel zu gefährlich. 36 Stunden lang muss Frau Pesenecker im Museum ausharren. Strom und Telefon sind längst ausgefallen, ein Handy hat sie nicht. Aber der Fotoapparat funktioniert, und so gelingen ihr eindrucksvolle Aufnahmen von der Situation an dieser exponierten Stelle und von den Hubschrauber-Rettungsaktionen bei den Nachbarn. Glücklicherweise findet sie auch noch die ungeplante „Notfallration“ im Museum: ihre Zigaretten im Schreibtisch und einige Knabbereien und Getränke, die von der letzten Ausstellungseröffnung übrig geblieben waren…
Doch
nun
sieht Frau Pesenecker erstmals, was außerhalb der
schützenden
Museumsmauern
passiert ist: die aufgerissenen Straßen, die riesigen Krater, die
geborstenen
Rohre, die wie Schollen dahintreibenden Asphaltplatten. Und erst die
Autos! Das
Wasser hat sie nach einer zerstörerischen Fahrt irgendwo geparkt
und
oft
mehrfach übereinander gestapelt; eins ist oben auf dem Brunnen
gelandet. Erst
da beginnt sie, das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen: "Eine
unwirkliche
Situation. Alles ist unter Wasser, und mein Mann bringt mich wie ein
Gondoliere
nach Haus." - die beiden gotischen Skulpturen (Anna und Georg aus dem Georgenhospital), - vier massive Holzobjekte (darunter ein sehr wertvolles romanisches Türblatt), - die 9.000 Bände der Bibliothek (mit wichtigen Werken aus der Zeit der Grimmaer Fürstenschule). Am Donnerstag und Freitag wurden die Rettungsarbeiten vorbereitet. Bei den in der Sommerhitze unglaublich rasch vom Schimmel überzogenen Büchern kam es darauf an, nicht nur richtig, sondern auch sehr schnell zu handeln. Zunächst ging es darum, das optimale Verfahren - nämlich sofortiges abspülen und tiefgefrieren und späteres gefriertrocknen - herauszufinden. Dann musste - ungeachtet des allgemeinen Entrümpelungs-Chaos in der Grimmaer Altstadt - rasch das nötige Zubehör (Schläuche, Decken, Handschuhe, Tische) besorgt, die Helfer gewonnen und die Partner für die weitere kühltechnische Bearbeitung gesucht werden. Frau Pesenecker gelang es, in Lebensmittelbetrieben Tiefkühlkapazität zu organisieren, wo man bereit war, ohne Rücksicht auf Vorschriften die Bände sofort zu frosten. Am Wochenende kam dann die Großaktion, bei der Viele zupackten: das Museumspersonal, freiwillige Helfer aus Grimma und der Region, Historiker und natürlich auch Museumskollegen (aus dem Westsächsischen Schulmuseum Leipzig, aus dem Museum Burg Querfurt und - als Start der Initiative "Partner nach der Flut" - aus dem Schloßbergmuseum Chemnitz). Sie alle haben von Freitag bis Montag einen enormen Kraftakt vollbracht: In nur vier Tagen wurde das gesamte Erdgeschoß beräumt sowie die Objekte gesäubert, gesichert und in die jeweiligen Restaurierungswerkstätten oder Tiefkühlhäuser transportiert. Bereits eine Woche nach der Flut konnten die Sanierungsarbeiten am Gebäude beginnen. Die beiden Skulpturen gingen zurück zu der Restauratorin in Dresden, die sie erst vor kurzem bearbeitet hatte (und anhand ihrer Unterlagen die stark geschädigte Fassung wiederherstellen kann). Die vier massiven Holzobjekte hat der Restaurator des Schloßbergmuseums Chemnitz übernommen. Und wer wird diesen ganzen Restaurierungsaufwand bezahlen? Manchmal braucht man eben das Glück des Tüchtigen und Hartnäckigen: Frau Pesenecker hatte eineinhalb Jahre zuvor - nach mehreren Anläufen - die Zuständigen in der Kreisverwaltung davon überzeugt, dass die Museumsobjekte versichert werden müssen. Und seitdem ist der Bestand zumindest teilweise versichert. Doch dass bei einem so flussnahen Gebäude auch alle Elementarschäden einschließlich Hochwasser in die Versicherung des Museumsguts einbezogen wurden, das dürfte die Versicherung heute grämen ... Auch insgesamt hatte das Museum mehrfach Glück im Unglück: Vor
allem
hielten die Fundamente und das frisch verputzte Mauerwerk dieses alten
und exponiert
gelegenen Bauwerks; 40 andere Häuser in Grimma hat die Mulde
zerstört.
Thomas Schuler |
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Bilderflut - Flutbilder 21. September bis 20. Oktober 2002 |
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Bericht über die Eröffnung in der Leipziger Volkszeitung vom Montag, 23. September 2002 Bilder einer Dokumentation, die unter die
Haut gehen Grimma. "Bilderflut - Flutbilder", so der Titel der Ausstellung im Kreismuseum in Grimma, die die Leiterin Marita Pesenecker am Samstagnachmittag eröffnete. Am Sonntag davor wurden die ersten Bilder in den schwer geschädigten unteren Räumen des Museums gezeigt. Nun kommen täglich neue Fotografien hinzu. Die Grimmaer sind aufgefordert, ihre Bilder als Dokumentation der Zeit während und nach dem Hochwasser im Museum vorbeizubringen, die dann dort vor Ort sogleich eingescannt und ausgedruckt werden können. In ihrer Eröffnungsrede dankte die Museumsleiterin allen, die in der vergangenen Zeit durch hilfreiche Taten und Spenden dem Museum zur Seite standen. Seien es der Naturfreundeverein Groitzsch, der dem verwüsteten Kräutergarten zu neuer Blüte verhalf, verschiedene Heimatvereine oder andere Menschen, die durch Versteigerungen Geld sammelten. So auch die Tonpfeiferfreunde mit einer sehr großen Summe, oder das Schlossbergmuseum Chemnitz, das als erste Hilfe sofort Restauratoren nach Grimma sandte. Aber auch die Grimmaer, oft selbst betroffen, haben mit angepackt, im ausdrücklichen Bewusstsein, dass diese Hilfe ja eigentlich Selbsthilfe ist. Diese Identifikation mit dem Museum habe sie besonders berührt, so Marita Pesenecker. Landrat Gerhard Gey sprach ebenfalls Worte des Dankes und der Zuversicht: "Es geht weiter und es muss weiter gehen", so der von den Aufräumarbeiten beeindruckte Landrat. Dr. Schüler, Leiter des Schlossbergmuseums und des Sächsischen Museumsbundes, hielt in seiner Rede eine Umstrukturierung bei der räumlichen Nutzung des Kreismuseums für notwendig, um gegen eventuelle zukünftige Gefahren gewappnet zu sein. Zugleich übergab er unter zustimmendem Lachen und Applaus der Museumsleiterin einen Gutschein für ein Wellness-Wochenende auf dem Fichtelberg - als Entschädigung für die zwei Nächte, die sie im Museum ausharrend ohne ihren Mann verbringen musste. Wohl noch für die nächsten zwei Jahre wird die Handschuh-Sonderausstellung im Museum zu sehen sein. Marita Pesenecker hofft, eine Weihnachtsausstellung organisieren zu können und ist überzeugt, dass gegen Ende des nächsten Jahres die Sanierungsarbeiten beendet sind. "Dann wird hier alles noch viel schöner werden." Jana Klinger |
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Zur Situation in Kloster Buch |
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Der Förderverein Kloster Buch e. V. hat das Klostergelände erst im Jahre 2000 erworben und viel Ideen, Eigenleistung und Fördermittel in die Sanierung der wertvollen Bausubstanz gesteckt; z. B. wurde der erhalte Ostteil der Kirche neu verputzt und das Dach des mittelalterlichen Ostflügels neu eingedeckt. |
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Schrittweise haben wir eine Nutzungskonzeption
entwickelt und
umgesetzt. Wir waren stolz auf unseren neu angelegten Kloster-Kräutergarten
und die die thematische Ausstellung dazu ("Klostergärten
der
Zisterzienser"). Eine zweite Ausstellung zur "Geschichte des
Obstbaus
in der Region" konnten wir am Sonntag, den 11. August eröffnen -
und
36 Stunden später war sie zerstört!
Die gesamte Ortschaft Klosterbuch ist schwer vom Hochwasser am 12. / 14. August 2002 betroffen. Die Hochwassermarke von 1897 wurde noch um über 1 m übertroffen. Deiche sind gebrochen und haben das gesamte Dorf verwüstet. Damit wurde auch das Zisterzienserkloster Buch schlimmstens von der Flutkatastrophe heimgesucht. Alle Gebäude standen bis zu 2,5 m unter Wasser, |
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Das Abthaus (Infirmerie) diente in der ersten Etage als
Zuflucht und
Rettung von 13 Menschen, die vom Montag 12.08.02 bis Mittwoch - mittags
(14.08.02) hier eingeschlossen waren und das gesamten Unheil
miterlebten.
Unser Kloster ist total verwüstet. Gärten gibt es keine mehr, z. T. fehlt das Uferland gänzlich. Die Schadensumme liegt z. Z. bei 650.000,00 €. Die Arbeit an den Gebäuden ist zunichte und ständig gibt es Folgeschäden zu registrieren. |
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Kloster Buch - ein Ort der Stille und Beschaulichkeit. Damit
ist es
erst einmal vorbei. Stimmengewirr, Hektik und ständige Bewegung
auf
dem Hof. Der entsetzte Blick weicht schnell von den Gesichtern, zum
Helfen
ist man gekommen. Der Griff zu Schippe und Schubkarre wird zur
Selbstverständlichkeit.
Viele freiwillige Helfer haben den Weg ins Kloster gefunden -
Menschen
aus der Umgebung und auch Unbekannte. Lehrer, Ärzte, Hausfrauen,
Schüler,
Rentner, aber auch befreundete Vereine. Einfach dabei sein und mit
anpacken.
Die Devise heißt: Schlamm raus und weg, schippen, was das Zeug hält. Eine Arbeit, die jeder am Abend in seinen Knochen spürt. Doch am nächsten Tag dasselbe Bild - schippen. Diese Arbeit macht Sinn, weil sie sichtbar wird. Der Förderverein Kloster Buch e. V. hat es, trotz der großen Schäden, vielleicht etwas leichter als viele betroffene Familien und Unternehmen. Auch wenn die Zerstörungen in den Kräutergärten enorm sind und sich die Gärten nur noch erahnen lassen, wir wissen, dass es weitergeht. |
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Der Garten läßt sich wieder anlegen, die
Ausstellungen wieder
aufbauen, Führungen wird es wieder geben und unsere Ideen
versiegen
nicht, genau wie unser Optimismus.
Und das Wichtigste für uns, unser Gäste und Besucher werden uns nicht im Stich lassen. Deshalb von uns das Versprechen - das Kloster lebt wieder auf! |
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Damit unser Motto wieder wahr wird: ... ein
Ort für
jede Jahreszeit.
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Die an der Elbe gelegene Große Kreisstadt Pirna ist im
August
2002 von einer Überschwemmungskatastrophe heimgesucht
worden, die sich in einer solchen Dramatik noch niemals ereignet hat.
Zunächst ergossen sich am Abend des 13.08.2002 Wassermassen in die Stadt, die Straßen und Plätze, erdgeschossige Wohnungen, Geschäfte und Gaststätten überfluteten. Das Hochwasser kam mit den Bächen Gottleuba, Seidewitz u.a. aus dem Erzgebirge und war eines von jenen, die sich schon mehrfach ereignet haben (merkwürdigerweise auch im Abstand von genau 30 Jahren wie 1897, 1927 und 1957). Der Pegel lag in der Stadt etwa 35 Zentimeter unter dem Niveau von 1957. Im Ortsteil Zuschendorf wurden mehrere Wohnhäuser stark beschädigt, dort kam auch ein Feuerwehrmann ums Leben. In dem Moment, wo Geschäftsinhaber, Gastwirte und Wohnungsbesitzer ans Aufräumen gingen, erreichte sie der Hochwasseralarm für die Elbe. Er verdichtete sich am Nachmittag des 15.08.2002 zu einer Vorhersage, die über dem höchsten Elbehochwasser aller Zeiten (1845) liegen sollte. Dieser Zustand ist tatsächlich erreicht worden. Augenscheinlichster Beweis dafür war die Bahnstrecke, die von Pirna weiter elbaufwärts ins Böhmische führt. Sie wurde 1851 fertiggestellt. Vorsorglich hatte man seinerzeit die Gleise + 1,00 Meter über den Hochwasserpegel von 1845 gelegt. An ihrer Überspülung fehlten bei der jetzigen Katastrophe nur noch wenige Zentimeter. Das Stadtmuseum Pirna befindet sich in unmittelbarer Elbnähe in einem ehemaligen, denkmalgeschützten Klosterareal. Es wurde nach jahrelanger aufwendiger Sanierung am 19.06.1993 wiedereröffnet. Das Eingangsgebäude mit einer Symbiose von Altarchitektur und modernen Bauformen ist im Wettbewerb "Erhaltung des historischen Stadtraumes in den neuen Bundesländern" durch das Bundesbauministerium gewürdigt worden. Nebenan befand sich im unter Außenniveau liegenden Kapitelsaal eine ständige Ausstellung mit wertvollen Sandsteindenkmalen. Beide Bereiche sind überflutet gewesen, die Wasserstände betrugen im Eingangsgebäude ca. 1,55 Meter, im Kapitelsaal ca. 3 Meter. Mobiliar und Haustechnik erlitten Totalschäden. Der Aufwand für die Sanierung der Museumsgebäude wird sich mindestens auf 640.000 Euro belaufen. Stark betroffen ist auch das Pirnaer Stadtarchiv, das sich ebenfalls im Klosterhof befindet. Es hat seine gesamten Räumlichkeiten mit allem Inventar verloren und ist derzeit notdürftig in einer Schule untergekommen. Die in Jahrhunderten gewachsenen Bestände des Stadtarchiv sowie die Sammlungsbereiche Archäologie, Naturkunde, Plastik und (teilweise) Kulturgeschichte des Stadtmuseums hatten bis zur Bedrohung durch das Hochwasser erdgeschossige Lagerräume. Sie sind alle überflutet worden. Verloren ist jedoch glücklicherweise nur das Mobiliar, weil in einer aufwendigen und zuletzt dramatischen Rettungsaktion bis gegen Mitternacht fast alle Bestände durch zahlreiche freiwillige Helfer in obere Etagen evakuiert wurden. Nur etwa 5% der Archivalien bzw. Museumsgegenstände hatten Wasserkontakt, darunter leider auch eine stadthistorisch wichtige Urkunde von 1325 und andere Papierdokumente. Metallexponate, Sandstein- und andere Plastiken, einige bemalte Bauernmöbel, Glasplatten-Negative mit dokumentarischen Wert und noch einige andere Sammelstücke sind gesichert und können demnächst restauriert werden. Der Aufwand dafür ist aber ebenfalls erheblich und wird auf ca. 200.000 Euro veranschlagt. Benötigt werden auch ca.150.000 Euro für die Wiederbeschaffung von Regalen, Grafik- und anderen Schränken sowie weiteres Mobiliar für Magazine und Arbeitsräume. Entgegen anderen, ebenfalls vom Hochwasser betroffenen Museen sind die Ausstellungen in Pirna nur wenig betroffen, da für die Präsentation der Sandsteinobjekte im Kapitelsaal kaum Stellwände, Vitrinen und andere Einrichtungsgegenstände gebraucht wurden. Der Schaden beläuft sich hier auf ca. 5.000 Euro. Inzwischen hat die Elbe ihr altes Flußbett wieder eingenommen. Sie ist aus dem Bürofenster sichtbar und man will nicht glauben, was sich ereignet hat. Der Gang durch die Pirnaer Altstadt mit ihren vielen kulturhistorisch wertvollen Baudenkmalen zeigt dann ein ganz anderes Bild, weil alle erdgeschossigen Geschäfte und Lokale, Wohnungen und auch die neue Stadtbibliothek in ihrer Existenz zerstört sind. In dieser außerordentlich schwierigen Situation hat die Stadt Pirna, darin eingeschlossen auch das Stadtmuseum und das Stadtarchiv, eine nicht zu beschreibende Unterstützung erfahren. Allen, die hier vor Ort Tag und Nacht aufopferungsvoll geholfen haben, ist in jeder nur denkbaren Weise Dank zu sagen. Zu danken ist auch denjenigen, die mit Spenden unterschiedlicher Art den betroffenen Bürgern, den Schulen, Kindertagesstätten und den Kultureinrichtungen beistehen. Trotz ihres Engagements wird aber noch lange eine derartige Unterstützung erforderlich sein, ehe das städtische Leben in seine Normalität zurückkehrt. Manfred Hickmann, Museumsleiter |
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Sächsischer Museumsbund e.V. Initiative "Partner nach der Flut" (Koordinator: Dr. Thomas Schuler) c/o Schloßbergmuseum Chemnitz Copyright Sächsischer Museumsbund 2002 Inhalt, Gestaltung und Realisierung: Thomas Schuler Website erstellt vom 27. bis 28. September 2002 Webmaster: th.schuler <at> t-online.de Verantwortlich
im Sinne
des IuKDG (Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz):
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